Voraussetzung für einen Dialogprozess im Unternehmen ist die Bereitschaft des Managements, einen direktiven Führungsstil für die Partizipation der Mitarbeiter zu öffnen und sich selber gleichwertig auf Dialogprozesse einzulassen. Darum fängt ein Dialogprozess im Unternehmen idealer Weise im Managementteam selber an, um zu klären ob ein dialogischer Ansatz im Unternehmen unterstützt und gefördert werden kann.
Schon wieder reden – was soll das bringen?
Dialogprozesse können initiieren werden, um das Wissen in der Organisation optimal zu nützen, die Anteilnahme der Mitarbeiter zu vergrößern und so die Tragfläche für Entscheidungen und die Effektivität in der Organisation zu verbessern. Ein wichtiger Effekt von Dialogprozessen im Unternehmen ist, dass ein offeneres Kommunikationsklima entsteht und Netzwerkverbindungen in der Organisation zunehmen.
Unterschiedlichen Positionen und Funktionen werden klarer sichtbar, was der Abstimmung und Zusammenarbeit zu Gute kommt. Zusätzlich bietet der Dialog im Unternehmen einen Rahmen für das Ansprechen von „gefährlichen Wahrheiten“: bis dahin nicht ausgesprochene Meinungen oder verborgene Konflikte können im Dialog in einem geschützten, sicheren Rahmen angesprochen werden, was das Vertrauen und die Motivation der Mitarbeiter stärkt.
Einsatzbereiche für Dialogprozesse in Unternehmen
Strategieentwicklung, Vision, Leitbild & Innovation
Eine Auswahl von Personen setzt sich zusammen, um ein bestimmtes Thema gemeinsam anzudenken (Denk-Tank). Um dies zu ermöglichen, wird eine optimale Vielfalt in der Zusammensetzung der Gruppe angestrebt: Ein Maximum an Unterschiedlichkeit in Erfahrung, Wissen und Perspektiven sichert das Kreativitätspotential.
Führungsthemen
Personen mit unterschiedlichen Führungsfunktionen in der Organisation setzen sich zusammen, um gemeinsam über Führungsthemen nachzudenken und Erfahrungen auszutauschen. Somit bietet der Dialog Unterstützung und Entwicklung für Führungskräfte und einen sicheren, offenen Rahmen um aktuelle Organisationsthemen zu besprechen, die in der Praxis umgesetzt werden können.
Zusammenarbeit im Team
Teams, die schon länger zusammenarbeiten, brauchen regelmäßig Möglichkeiten um die Zusammenarbeit zu evaluieren, Rollen und Positionen zu klären und Themen anzusprechen, die im Alltag eher vermieden werden. Ein Teamdialog bietet die Möglichkeit, alte Muster im Team sichtbar zu machen, Themen miteinander zu klären und gemeinsam neue Wege zu finden. Er schafft auch einen Rahmen, wo gemeinsam über heikle Themen nachgedacht werden kann.
Unterschiede und Abgrenzung zur Supervision
Der Teamdialog unterscheidet sich dahingehend von Supervision, als dass er auf den Erfahrungen und dem Wissen der Teilnehmer selber aufbaut. Er bietet und hält den Rahmen für eine offene und effiziente Kommunikation. Es gibt keine Supervisor-Position sondern einen Begleiter des Dialogprozesses.
Teams, die sich neu finden müssen, weil neue Personen hinzukommen, Teams, die zusammengefügt werden oder sich ganz neu formieren, können den Dialog als Rahmen nützen, um einander kennen zu lernen, Vertrauen aufzubauen und damit eine stabile Kommunikationsbasis für die Zusammenarbeit zu schaffen.
Projektkommunikation
Da Projektgruppen oft aus mehreren Abteilungen einer Organisation oder sogar aus mehreren Organisationen zusammengestellt werden und unterschiedliche Funktionen sowie Hierarchieebenen in einem Projekt zusammenarbeiten, brauchen Projektteams eine sehr effiziente Kommunikation.
In regelmäßigen Abständen gemeinsam nachdenken über die Ziele und die Umsetzung des Projekts, die Zusammenarbeit und Kommunikation reflektieren und gestalten, die Motivation fördern – das alles stärkt das Projekt-Netzwerk und trägt dadurch stark zum Erfolg des Projekts bei. Der Dialog bietet für all diese Aspekte des Projektmanagements einen sehr hilfreicher Rahmen und unterstützt eine effiziente Projektkommunikation.
Dialog in Großgruppen
Die oben beschriebenen Formen des Dialogs beziehen sich auf das Arbeiten in Dialogkreise und eigenen sich sehr gut für Gruppen bis zu 40 Personen. Für Organisationsentwicklungsschritte in der gesamten Organisation oder eine große heterogene Gruppe, bei der mehr als 40 Personen für einen gemeinsamen Austausch und einen gemeinsamen Denkprozess mit einbezogen sind, empfiehlt es sich, spezifische Großgruppenmethoden anzuwenden. Sie bieten die Möglichkeit, in kurzer Zeit viel Energie und Motivation zu generieren, viel Information zu sammeln und zu verbreiten und neue Schritte für die weitere Entwicklung gemeinsam zu planen.
Effiziente Methoden für große Gruppen
Open Space, World Cafe, Whole Scale Change, Future Search Conferencing, etc (siehe R. Seliger 2008). Diese Methoden tragen oft schon sehr viel dialogische Prinzipien in sich: Sie basieren auf Gleichwertigkeit, die Teilnahme ist im Idealfall freiwillig, jeder kann sich einbringen und jeder wird mit seinem Beitrag auch gehört. Eine große Vielfalt an Perspektiven und Meinungen wird in den Raum gestellt, niemand reagiert darauf unmittelbar und somit entsteht ein gemeinsamer kollektiver Denkprozess durch den jeder Anwesende beeinflusst wird.
Großgruppen-Veranstaltungen sind für Teilnehmer im allgemeinem sehr inspirierend und bringen Aktivität und neue Impulse. Vor allem in der Kleingruppenarbeit, die in jeder Großgruppenmethode einen wichtigen Platz einnimmt, wirkt das Einhalten von Dialogregeln und das Arbeiten mit Sprechsymbolen sehr unterstützend.
Für den erfolgreichen Ablauf von Großgruppen-Dialogen sind gewisse Voraussetzungen notwendig: das Wählen des richtigen Zeitpunktes, eine sorgfältige und sehr genaue Vorbereitung und Moderation, eine genaue Road-Map für die weitere Verarbeitung und Nachverfolgung der Ergebnisse.