Was Dialog mit dem Herzen zu tun hat

„Sprich von Herzen“ und „von Herzen zuhören“ ist eine oft gehörte Anregung, wenn es um Dialog geht. Aber was ist damit eigentlich gemeint? Würde es nicht reichen, wenn wir mit gesundem, offenem Verstand in Dialog treten, und vor allem unser logisches Denken einbringen? Was bedeutet der Beitrag eines „zuhörenden, sprechenden Herzens“?

Dialog hat mit der New Age-Bewegung oder Esoterik recht wenig zu tun. Denn eigentlich ist der Dialog etwas sehr praktisches. Etwas, dass wir in den meisten Kontexten dringend brauchen, da wir Menschen fast immer im Austausch miteinander sind, sei es privat oder beruflich.

Kommunikation und Kontakt

Alles, was auf unserer Welt bewirkt, kreiert und manifestiert wird, verläuft vorerst über die Kommunikation. Die Kommunikation mit anderen Menschen, aber auch die mit der Natur, mit der Kunst, mit unseren Körpern, unserer Innenwelt, usw. Der Mensch ist ein Kontakt-Wesen. Er definiert und entwickelt sich selbst über den Kontakt und den Austausch mit seiner Umwelt. Die Fähigkeit „in Kontakt zu sein“ und uns im Kontakt mit unserer Außen- und Innenwelt zu entfalten, ist ein unabdingbarer Grundpfeiler für unsere Gesundheit – die persönliche, aber auch die unserer Systeme, wie Familien, Gemeinschaften und Organisationen.

Dialog schafft Kontakt- unmittelbar, und auf eine Art gleichzeitig mit der Innen- und Außenwelt. Dialog schafft Kontakt zu Menschen, die anders sind. Er verbindet Unterschiede, Meinungen, Religionen, kulturelle Hintergründe, Hautfarben und Geschichten.

Unterschiede als Potential nutzen

Dialog hat mit der Offenheit für das „anders sein“ zu tun. Mit der Bereitschaft das, was uns auch im Grunde wesensfremd ist, auf uns wirken zu lassen und uns selbst diesem anderen auch zu offenbaren. Hier entsteht wirklicher Kontakt. Hier beginnt Dialog. Hier wird unsere Fähigkeit offen in Kontakt zu bleiben geschult und geprüft, und hier werden wir auch reich beschenkt.

Es ist meist nicht schwierig mit Gleichgesinnten im Kontakt zu sein. Die Herausforderung beginnt dort, wo Unterschiede, verschiedene Ansichten, Theorien, Erfahrungen, Meinungen, Perspektiven und Gefühle im Raum sind. Dann neigen wir dazu, unsere eigenen individuellen Welten zu verteidigen, uns vor den Anderen resignativ zu verschließen oder die andere Meinung zu bekämpfen. Dann führen wir Diskussionen statt im Dialog zu bleiben, wir argumentieren, und/oder ziehen uns in die Sicherheit unserer eigene Gefühls- und Erfahrungswelt zurück.

In einem Sinn stiftenden Umgang mit Unterschieden liegt unsere größte Chance: die Chance miteinander zu denken, von- und miteinander zu lernen, kreativ nach Lösungen für die Fragestellungen unserer Zeit zu suchen. Mehr noch, uns über das gemeinsame Denken von den Lösungen finden zu lassen.

Wie das Herz uns weiterhilft

Gerade in diesen Momenten kann uns „das Herz“ helfen. Wenn wir uns darin üben, mit Respekt, mit Achtung und Liebe und ohne Urteil zuzuhören, kann es uns vielleicht leichter gelingen, offen zu bleiben und wirklich zu hören, was der Andere zu sagen hat. Und wenn wir uns selbst mit dem gleichen Respekt begegnen, dem Respekt vor unseren eigenen Möglichkeiten und Grenzen, mit der Achtung vor unserer Weisheit, unseren Erfahrungen und unseren Gefühlen, können wir unsere ganz persönliche Sichtweise in den Austausch einbringen und sie gleichwertig neben die der anderen stellen.

Das Herz hilft uns dabei, uns mit der menschlichen, anerkennenden Qualität in uns zu verbinden, und unserer Umwelt entgegen zu treten. So wird wirklicher Kontakt möglich, auch dort, wo er nicht selbstverständlich vorhanden ist.

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